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Psychotherapierichtungen

Psychotherapie befindet sich seit ihren Anfängen um 1900 in steter Weiterentwicklung und Veränderung. Ihre Methoden und ihr Wirkerfolg werden wissenschaftlich erforscht. Manche Therapierichtungen entwickelten störungsspezifische Behandlungsmethoden. Die psychotherapeutische Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend nach einem Masterstudium in Psychologie. Die Psychotherapeut*innen qualifizieren sich in einer therapeutischen Hauptrichtung, eignen sich aber im Laufe ihrer Fort- und Weiterbildung häufig weitere therapeutische Methoden an.
Therapie-Wirksamkeitsstudien haben bis heute gezeigt, dass die Passung und Beziehung von Klient*in und Psychotherapeut*in der wichtigste Wirkfaktor für den Therapieerfolg darstellt.

 

Einzelne Therapierichtungen


Psychoanalyse

Von Sigmund Freud anfangs des 20. Jh. begründete Untersuchungs- und Therapiemethode, welche u.a. mit freier Assoziation, Traum- und Übertragungsdeutung belastende unbewusste Konflikte und Gefühle bewusster machen und verändern möchte. Als psychoanalytisch orientierte Therapie 1-2 Sitzungen pro Woche, als klassische Analyse 3-4 Sitzungen pro Woche über mehrere Jahre. Die Psychoanalyse umfasst heute ein breites Spektrum von Differenzierungen. Beispielsweise entwickelte O.F. Kernberg eine Psychotherapie für Borderlinestörungen (TFP) oder P. Fonagy die Mentalisierungsbasierte Psychotherapie, welche die Ergebnisse der Bindungsforschung einbezieht.

Analytische Psychologie

Von Carl Gustav Jung entwickelte tiefenpsychologische Therapiemethode. Ziel ist die Selbstwerdung (Individuation), der Weg dazu die Bearbeitung und Deutung persönlicher und kollektiver unbewusster Inhalte. Dauer meist Monate oder Jahre bei 1-2 Sitzungen pro Woche.

Daseinsanalyse

Gründet auf dem philosophischen Denken Heideggers und wurde von L. Binswanger und M. Boss begründet. Forscht nach den Sinn- und Bedeutungszusammenhängen der beobachteten Phänomene. Eigenständige Psychosomatik und Traumdeutung.

Schicksalsanalyse

Von L. Szondi begründete tiefenpsychologische Methode, die besonderen Wert auf die Entdeckung und Bearbeitung familiär bedingten Schicksals legt. In der therapeutischen Arbeit werden Erkenntnis und alternative Verhaltensmöglichkeiten angestrebt.

Katathym imaginative Psychotherapie

Auch Aktive Imagination. Anleitung zum gefühlten Erleben einer Tagtraumwelt unter Anleitung des Therapeuten, wodurch es zur Aufdeckung und Bewältigung unbewusster Konfliktsituationen kommt.

Gesprächspsychotherapie

Von C. R. Rogers Mitte des 20. Jh. in den USA begründete Therapieform, gehört zur sog. Humanistischen Psychologie. Sie strebt die schrittweise Entfaltung der Persönlichkeit unter Verzicht auf Ratschläge und tiefenpsychologische Deutung an.

Gestalttherapie

Auch Integrative Gestalttherapie, gehört zu den Verfahren der Humanistischen Psychologie Sie bezieht den ganzen Menschen in seinen aktuellen kognitiven, seelischen und körperlichen sowie sozialen Aspekten in die Therapie ein. Theoretische Grundlagen: F. Perls, H. Petzold.

Psychodrama

Begründet von J. L. Moreno. Das personenzentrierte Psychodrama ermöglicht durch die szenische Darstellung gegenwärtiger, vergangener, zukünftiger oder phantasierter Situationen innerhalb der Gruppe, in Paaren oder in Einzelsitzungen die Klärung und Veränderung problematischer zwischenmenschlicher Beziehungen.

Individualpsychologie

Von Alfred Adler begründete Psychologie und -therapie, welche die Rolle von Minderwertigkeits- und Mangelerlebnissen sowie die daraus resultierende Überkompensation betont. Die Therapie hat einen pädagogischen Akzent.

Körperpsychotherapie

Die Körperpsychotherapie geht im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive davon aus, dass Erfahrungen körperlich vermittelt werden und sich auf die körperliche wie die psychische Struktur auswirken. Im therapeutischen Prozess werden deshalb psychisches Erleben und körperliche Erfahrungen gleichermassen aufgenommen. Neben dem Gespräch wird mit der Körperwahrnehmung und mit Übungen gearbeitet. Dem liegt ein humanistisches Menschenbild zugrunde, das auf das Potential des Menschen, sich selbst zu regulieren und zu entfalten, vertraut (Marlock & Weiss, 2006). Richtungen sind u.a. Bioenergetische Analyse und Therapie, Integrative Körperpsychotherapie, Biosynthese.

Musikpsychotherapie

Musikpsychotherapie ist ein psychodynamisch orientiertes Behandlungsverfahren, bei dem Musik im therapeutischen Prozess als vertiefendes Medium für Ausdruck und Kommunikation sowie für Diagnostik verwendet wird.

Systemische Therapie

Die Systemische Therapie hat sich aus der Familientherapie, die ihre Wurzeln in den 50iger Jahren des 20. Jh. hat, heraus entwickelt. In der systemischen Therapie wird die Person stets als Teil eines sozialen Bezugsystems gesehen. Psychische Störungen und Konflikte werden als Hinweise auf notwendige Veränderungen von Bewertungs- und Interaktionsmustern verstanden. In der Therapie geht es darum, Sichtweisen und Verhaltensmöglichkeiten anzuregen und zu bestärken, welche sich günstig auf die psychische Gesundheit und konstruktive Konfliktbewältigung auswirken. Anwendung als Einzel, Paar- oder Familientherapie.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie gründet auf der Lerntheorie. Als Begründer kognitiver Verhaltenstherapien in den 60er Jahren des 20. Jh. gelten Aaron T. Beck und Albert Ellis. Seither wurden sie kontinuierlich weiter entwickelt und es sind viele störungsspezifische Methoden entstanden. Sie verstehen sich als handlungs- und zielorientiert, die biografische Vergangenheit wird weniger berücksichtigt. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden automatische, dysfunktionale oder krankmachende Wahrnehmungen und Gedanken analysiert und anschliessend verändert. Im Weiteren kommen Expositionsverfahren zur Anwendung, bei denen sich der Klient/die Klientin schrittweise mit dem subjektiv Angstmachenden konfrontiert. Dies kann in sensu (Vorstellung) oder real erfolgen.
Ausgehend von der kognitiven Verhaltenstherapie wurde z.B. von Jeffrey E. Young die Schematherapie entwickelt und von Marsha M. Linehan die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) für Gruppen, in der Meditationstechniken eine wesentliche Rolle spielen.
Zudem gibt es Kombinationen wie systemisch und kognitiv-behaviorale Psychotherapie oder auch psychoanalytisch-systemische Psychotherapie.

 


Methoden und Techniken, unabhängig von der Therapierichtung


Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training, Meditation, Imagination, Atemtherapie usw.

Traumaspezifische Verfahren

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
EMDR wurde von Francine Shapiro in den 1990er Jahren entwickelt und wird vor allem bei posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt.

Traumatherapien (z.B. U. Sachsse, L. Reddemann), welche mit imaginativen Stabilisierungstechniken und der mentalen Konfrontation und Verarbeitung traumatischer Erinnerungen arbeiten.  

Kunst- und Ausdrucksorientierte Therapien

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